Der Pranger im Internet

Immer mehr Seiten denunzieren Mitmenschen


Hamburg (kath.net/idea) Die Zahl der Internetseiten, auf denen Menschen denunziert und an den Pranger gestellt werden, wächst. Das berichtet das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Mit wenigen Klicks könne jeder weltweit im Internet auf Karten eintragen, wenn zum Beispiel die Hunde des Nachbarn zu laut bellen oder dieser regelmäßig Partys veranstaltet.

Auf US-Seiten wie „Mieser Nachbar“ (www.rottenneighbor.com) können sogar anonym selbst gedrehte Videos veröffentlicht werden, die das Ziel haben, Nachbarn zu denunzieren. Bereits seit Jahren würden verurteilte Sexualstraftäter und Pädophile in den USA in Straßenkarten wie www.neighborhoodlink.com oder www.mystreet.com eingetragen.

Der freie Informationsfluss des Internets werde, so der Spiegel, immer häufiger missbraucht. Nicht nur, dass Anschuldigungen anonym und ohne Überprüfung freigeschaltet würden, auch das Langzeitgedächtnis durch Suchmaschinen sei nicht zu unterschätzen. Informieren sich zum Beispiel Arbeitgeber über Bewerber im Internet, so könnten Einträge zu einer negativen Beurteilung führen. Der Wahrheitsgehalt spiele dabei keine Rolle, da immer mehr Nutzer das Internet zur Selbst- und Lynchjustiz benutzten.

Mittlerweile spreche man vom „Internet Shaming“ (Schande über jemanden bringen). Der Schutz der Privatsphäre, einst bei der Volkszählung oder aktuell bei Online-Durchsuchungen oder elektronischem Personalausweis hochgehalten, könne im Internet nicht mehr gewahrt werden. „Sie haben jetzt schon null Privatsphäre. Gewöhnen Sie sich dran“, zitiert das Nachrichtenmagazin Scott McNealy, Mitbegründer des Computergiganten Sun Microsystems.