Teil 2 von der Vision
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Teil 2 von der Vision
Josefa nach ihrer Rückkehr aus der Hölle:
»Ich sah mehrere Seelen hinabstürzen, darunter ein fünfzehnjähriges Mädchen, das seinen Eltern fluchte, weil sie es nicht in der Furcht Gottes erzogen und nicht gelehrt hatten, daß es eine Hölle gibt. Das Mädchen sagte, sein Leben, obgleich es so kurz war, sei voll von Sünden gewesen; denn es habe seinen Sinnen, seinen Leidenschaften jegliche Lust gewährt. Es klagte sich vor allem darüber an, schlechte Bücher gelesen zu haben...« (22. März 1923)
Ferner schreibt sie: » ...Da waren Seelen, die verfluchten den Ruf Gottes, den sie einmal gehört und nicht befolgt hätten..., weil sie nicht unbekannt und abgetötet leben wollten... (18. März 1922)
Einmal, als ich in der Hölle war, sah ich viele Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, die verfluchten ihre Gelübde, ihren Orden und alles, was ihnen das Licht und die Gnade hätte geben können, die sie verloren haben.
Ich sah auch geistliche Würdenträger. Einer warf sich vor, die Güter, die ihm nicht gehörten, mißbraucht zu haben... (28. September 1922)
Da waren Priester, die verfluchten ihre Zunge, welche die Wandlungsworte gesprochen; ihre Finger, die den Leib des Herrn berührt, die Lossprechungen, die sie andern erteilt hatten, ohne daß sie es verstanden, ihre eigene Seele zu retten; die Gelegenheit zur Sünde, die sie zum Sturz in die Hölle brachte. (6. April 1922)
Ein Priester sagte: Ich habe mich von Gift genährt; denn ich habe das Geld verausgabt, das mir nicht gehörte, und er beschuldigte sich, Meßstipendien verwendet zu haben, ohne die Messen zu lesen.
Ein anderer sagte, er habe einer Geheimgesellschaft angehört, in der er Kirche und Religion verraten und für Geld furchtbare Gotteslästerungen und Sakrilegien ermöglicht habe. Ein anderer sagte, er sei verdammt, weil er sündhaften Vorführungen beigewohnt hätte. Danach hätte er nicht das heilige Meßopfer darbringen dürfen. Aber er hätte es getan und sieben Jahre lang so gelebt.«
Josefa bemerkt, daß die meisten der verdammten Priester und Ordensleute sich furchtbarer Sünden gegen die Keuschheit anklagen; ferner Sünden gegen das Gelübde der Armut, des unerlaubten Gebrauches der Ordensgüter, ernster Verfehlungen gegen die Nächstenliebe (Eifersucht, Rachsucht, Haß usw.), der Nachlässigkeit und Lauheit, der Bequemlichkeit, der sie nachgegeben und die sie zu schweren Sünden geführt hätte; der schlechten Beichten aus Men-schenfurcht, Mangel an Mut und Ehrlichkeit u.s.w.
Im folgenden wird der vollständige Wortlaut von Schwester Josefas Aufzeichnungen über die »Hölle der gottgeweihten Seelen«vom 4. September 1922 wiedergegeben:
»An diesem Tage hatte ich über das besondere Gericht der gottgeweihten Seelen betrachtet. Ich konnte von diesen Gedanken nicht loskommen, obgleich sie mich so bedrückten. Plötzlich fühlte ich mich gefesselt und von einer so schweren Last überwältigt, daß ich mit größerer Klarheit denn je erkannte, was es um die Heiligkeit Gottes ist und wie sehr Er die Sünde verabscheut.
In einem blitzartigen Aufleuchten sah ich mein ganzes Leben vor mir, angefangen von meiner ersten Beichte bis zum heutigen Tag. Alles war mir gegenwärtig: meine Sünden, die Gnadenerweise Gottes, der Tag meines Eintritts ins Kloster, meine Einkleidung, meine Gelübdeablegung, die geistlichen Lesungen und Unterweisungen, die Ratschläge, die guten Anregungen, alle Hilfe, die ich in meinem Ordensleben empfangen hatte. Man kann nicht beschreiben, welch furchtbare Verwirrung die Seele in diesem Augenblick empfindet: ,Jetzt ist alles vorbei. Ich bin auf immer verloren.” (Josefa beschuldigt sich selbst keiner einzigen Sünde, die sie in die Hölle hätte stürzen können. Der Herr will nur, daß sie deren schreckliche Folgen an sich erfährt, als habe sie diese tatsächlich verdient.)
Im gleichen Augenblick befand ich mich in der Hölle, ohne jedoch hinuntergezogen worden zu sein wie sonst immer. Die Seele stürzt sich von selbst hinab; sie wirft sich hinab, als wolle sie vor Gottes Angesicht verschwinden, um Ihn hassen und verfluchen zu können.
Meine Seele versenkte sich in einen Abgrund von unermeßlicher Tiefe. Sofort hörte ich andere Seelen frohlocken, da sie mich in diesen gleichen Peinen sahen. Es ist ein Martyrium, diese furchtbaren Schreie zu hören; aber ich glaube, daß nichts mit der Qual der Seele verglichen werden kann, die nach Verwünschungen dürstet, und je mehr sie flucht, desto mehr steigert sich dieser Durst! So etwas hatte ich noch nie erfahren. Bisher wurde meine Seele bei den furchtbaren Gotteslästerungen von Schmerz erfüllt, wenngleich sie selbst auch keinen Akt der Liebe erwecken mochte. Aber heute war es das Gegenteil.
Ich sah die Hölle wie immer: die langen Gänge, die Höhlungen, das Feuer. Ich hörte dieselben Seelen schreien, Gott lästern; denn - ich habe es schon mehrmals geschrieben - obgleich man keine körperlichen Formen sieht, fühlt man doch die Schmerzen, als hätte man einen Leib, und man erkennt die Seelen. Die einen schreien: “Oh, da bist du ja! So wie wir! Wir waren frei, die Gelübde abzulegen oder nicht! Aber jetzt!...” und sie verfluchten ihre Gelübde.
Dann wurde ich in eine gluterfüllte Höhlung gestoßen und wie zwischen brennende Bretter zusammengepreßt. Es war, als drängen rotglühende Eisenspitzen in meinen Körper. Es kam mir vor, als wollte man mir die Zunge ausreißen, ohne es zu können; das verursachte mir fast unerträgliche Schmerzen. Die Augen scheinen aus den Höhlen zu treten, ich glaube, weil das Feuer sie so sehr brennt. Kein einziger Fingernagel bleibt von den entsetzlichsten Schmerzen verschont. Man kann kein Glied rühren, noch seine Lage verändern, um sich Erleichterung zu verschaffen, denn der Körper ist wie zusammengepreßt und gekrümmt. In den Ohren gellen Verzweiflungsschreie, die keinen Augenblick nachlassen. Ein ekelerregender, übler Geruch erfüllt alles und benimmt einem den Atem; es ist, als ob verwesendes Fleisch mit Pech und Schwefel verbrenne; das heißt, man kann diesen Geruch eigentlich mit gar nichts in der Welt vergleichen.
Das alles habe ich empfunden wie früher auch, und obgleich diese Qualen furchtbar sind, wären sie nichts ohne die Seelenpein. Aber die Seele leidet auf unaussprechliche Weise. Wenn ich bisher in die Hölle hinabgestiegen war, hatte ich unsagbar gelitten, weil ich glaubte, aus dem Kloster ausgetreten und dafür verdammt zu sein. Aber diesmal nicht. Ich war in der Hölle mit einem besonderen Merkmal als Ordensfrau, mit dem Merkmal einer Seele, die ihren Gott gekannt und geliebt hat, und ich sah bei anderen Seelen dasselbe Zeichen. Ich könnte nicht sagen, woran man es erkennt, vielleicht daran, daß die andern Verdammten und die Teufel sie besonders lästern... auch viele Priester! Ich kann nicht erklären, worin dieses Leiden bestand, das ganz anders war als das, was ich früher empfunden hatte. Denn wenn schon die Seelenqual eines Weltmenschen furchtbar ist, so ist sie doch nichts im Vergleich mit dem Leiden einer gottgeweihten Seele. Unaufhörlich prägen sie die drei Worte: “Armut, Keuschheit, Gehorsam” wie ein nagender Gewissensbiß der Seele ein.
Armut! Du warst frei, und du hast sie gelobt. Warum hast du dir dann solches Wohlleben verschafft? Warum bist du so anhänglich an jene Dinge geblieben, die dir nicht gehörten? Warum hast du deinem Leib jene Bequemlichkeit gewährt? Warum hast du dir die Freiheit herausgenommen, über Dinge zu verfügen, die das Gut der Ordensgemeinde waren? Wußtest du nicht, daß du keinerlei Besitzrecht mehr hattest? daß du selbst aus freien Stücken darauf verzichtet hattest? Warum dieses Murren, wenn dir etwas fehlte oder wenn du glaubtest, weniger gut behandelt zu werden als die andern?... Warum?
Keuschheit! Du selbst hast das Gelübde der Keuschheit freiwillig abgelegt und wußtest genau, was es erforderte. Du selbst hast dich verpflichtet. Du selbst hast es gewollt.. . Und dann ?Wie hast du es gehalten? Und beständig antwortet die Seele in unaussprechlicher Pein: “Ja, ich habe dieses Gelübde gemacht, und ich war frei. Ich hätte es nicht ablegen brauchen. Aber ich habe es getan, und ich war frei!”
Die Qual, die diese Gewissensbisse und die Schmähungen der übrigen Verdammten verursachen, läßt sich nicht mit Worten schildern !
Gehorsam! Du selbst hast dich freiwillig verpflich-tet, deiner Ordensregel und deinen Obern zu gehorchen. Warum also hast du das abgeurteilt, was man dir auftrug ? Warum warst du den Ordens-bräuchen nicht treu? Warum hast du dich dieser Verpflichtung des gemeinsamen Lebens entzogen? Erinnere dich an das süße Joch deiner heiligen Regel. Und du hast es nicht tragen wollen! “Und jetzt mußt du uns gehorchen”, heulen die teuflischen Stimmen, ,nicht nur einen Tag, nicht nur ein Jahr, nicht nur ein Jahrhundert, nein, immer, für die ganze Ewigkeit! “Du hast es so gewollt. Du warst frei!”
Die Seele verliert keinen Augenblick das Bewußtsein, daß sie einst Gott zu ihrem Bräutigam erwählt hat, daß sie Ihn über alles geliebt und um Seinetwillen auch den vielen erlaubten Freuden und allem, was ihr auf Erden das Liebste war, entsagt und zu Beginn ihres Ordenslebens die Süßigkeit, Kraft und Reinheit der Gottesliebe verkostet hat. Jetzt muß sie ihren Herrn und Gott, Den sie erwählt hatte, um Ihn zu lieben, um einer ungeordneten Leidenschaft willen in alle Ewigkeit hassen!
Dieses Hassen - müssen ist ein Durst,
der sie verzehrt... Keine Erinnerung, keine Vorstellung kann ihr die geringste Erleichterung verschaffen. Ihre Schande bereitet ihr eine der größten Qualen. Es ist, als schrien alle Verdammten, die sie umringen, ständig auf sie ein: “Was Wunder, daß wir verloren sind? Wir hatten nicht die gleichen Hilfsmittel wie du! Aber was hat dir gefehlt? Du hast im Hause des Königs gelebt... und am Mahl der Auserwählten teilgenommen.”
Alles, was ich schreibe, ist nur ein Schatten, verglichen mit dem, was die Seele leidet. Denn es gibt keine Worte für solche Qualen. (4. Sept.)
Wenn Sie mehr über Schwester Josefa Menendez wissen möchten. Hier
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»Ich sah mehrere Seelen hinabstürzen, darunter ein fünfzehnjähriges Mädchen, das seinen Eltern fluchte, weil sie es nicht in der Furcht Gottes erzogen und nicht gelehrt hatten, daß es eine Hölle gibt. Das Mädchen sagte, sein Leben, obgleich es so kurz war, sei voll von Sünden gewesen; denn es habe seinen Sinnen, seinen Leidenschaften jegliche Lust gewährt. Es klagte sich vor allem darüber an, schlechte Bücher gelesen zu haben...« (22. März 1923)
Ferner schreibt sie: » ...Da waren Seelen, die verfluchten den Ruf Gottes, den sie einmal gehört und nicht befolgt hätten..., weil sie nicht unbekannt und abgetötet leben wollten... (18. März 1922)
Einmal, als ich in der Hölle war, sah ich viele Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, die verfluchten ihre Gelübde, ihren Orden und alles, was ihnen das Licht und die Gnade hätte geben können, die sie verloren haben.
Ich sah auch geistliche Würdenträger. Einer warf sich vor, die Güter, die ihm nicht gehörten, mißbraucht zu haben... (28. September 1922)
Da waren Priester, die verfluchten ihre Zunge, welche die Wandlungsworte gesprochen; ihre Finger, die den Leib des Herrn berührt, die Lossprechungen, die sie andern erteilt hatten, ohne daß sie es verstanden, ihre eigene Seele zu retten; die Gelegenheit zur Sünde, die sie zum Sturz in die Hölle brachte. (6. April 1922)
Ein Priester sagte: Ich habe mich von Gift genährt; denn ich habe das Geld verausgabt, das mir nicht gehörte, und er beschuldigte sich, Meßstipendien verwendet zu haben, ohne die Messen zu lesen.
Ein anderer sagte, er habe einer Geheimgesellschaft angehört, in der er Kirche und Religion verraten und für Geld furchtbare Gotteslästerungen und Sakrilegien ermöglicht habe. Ein anderer sagte, er sei verdammt, weil er sündhaften Vorführungen beigewohnt hätte. Danach hätte er nicht das heilige Meßopfer darbringen dürfen. Aber er hätte es getan und sieben Jahre lang so gelebt.«
Josefa bemerkt, daß die meisten der verdammten Priester und Ordensleute sich furchtbarer Sünden gegen die Keuschheit anklagen; ferner Sünden gegen das Gelübde der Armut, des unerlaubten Gebrauches der Ordensgüter, ernster Verfehlungen gegen die Nächstenliebe (Eifersucht, Rachsucht, Haß usw.), der Nachlässigkeit und Lauheit, der Bequemlichkeit, der sie nachgegeben und die sie zu schweren Sünden geführt hätte; der schlechten Beichten aus Men-schenfurcht, Mangel an Mut und Ehrlichkeit u.s.w.
Im folgenden wird der vollständige Wortlaut von Schwester Josefas Aufzeichnungen über die »Hölle der gottgeweihten Seelen«vom 4. September 1922 wiedergegeben:
»An diesem Tage hatte ich über das besondere Gericht der gottgeweihten Seelen betrachtet. Ich konnte von diesen Gedanken nicht loskommen, obgleich sie mich so bedrückten. Plötzlich fühlte ich mich gefesselt und von einer so schweren Last überwältigt, daß ich mit größerer Klarheit denn je erkannte, was es um die Heiligkeit Gottes ist und wie sehr Er die Sünde verabscheut.
In einem blitzartigen Aufleuchten sah ich mein ganzes Leben vor mir, angefangen von meiner ersten Beichte bis zum heutigen Tag. Alles war mir gegenwärtig: meine Sünden, die Gnadenerweise Gottes, der Tag meines Eintritts ins Kloster, meine Einkleidung, meine Gelübdeablegung, die geistlichen Lesungen und Unterweisungen, die Ratschläge, die guten Anregungen, alle Hilfe, die ich in meinem Ordensleben empfangen hatte. Man kann nicht beschreiben, welch furchtbare Verwirrung die Seele in diesem Augenblick empfindet: ,Jetzt ist alles vorbei. Ich bin auf immer verloren.” (Josefa beschuldigt sich selbst keiner einzigen Sünde, die sie in die Hölle hätte stürzen können. Der Herr will nur, daß sie deren schreckliche Folgen an sich erfährt, als habe sie diese tatsächlich verdient.)
Im gleichen Augenblick befand ich mich in der Hölle, ohne jedoch hinuntergezogen worden zu sein wie sonst immer. Die Seele stürzt sich von selbst hinab; sie wirft sich hinab, als wolle sie vor Gottes Angesicht verschwinden, um Ihn hassen und verfluchen zu können.
Meine Seele versenkte sich in einen Abgrund von unermeßlicher Tiefe. Sofort hörte ich andere Seelen frohlocken, da sie mich in diesen gleichen Peinen sahen. Es ist ein Martyrium, diese furchtbaren Schreie zu hören; aber ich glaube, daß nichts mit der Qual der Seele verglichen werden kann, die nach Verwünschungen dürstet, und je mehr sie flucht, desto mehr steigert sich dieser Durst! So etwas hatte ich noch nie erfahren. Bisher wurde meine Seele bei den furchtbaren Gotteslästerungen von Schmerz erfüllt, wenngleich sie selbst auch keinen Akt der Liebe erwecken mochte. Aber heute war es das Gegenteil.
Ich sah die Hölle wie immer: die langen Gänge, die Höhlungen, das Feuer. Ich hörte dieselben Seelen schreien, Gott lästern; denn - ich habe es schon mehrmals geschrieben - obgleich man keine körperlichen Formen sieht, fühlt man doch die Schmerzen, als hätte man einen Leib, und man erkennt die Seelen. Die einen schreien: “Oh, da bist du ja! So wie wir! Wir waren frei, die Gelübde abzulegen oder nicht! Aber jetzt!...” und sie verfluchten ihre Gelübde.
Dann wurde ich in eine gluterfüllte Höhlung gestoßen und wie zwischen brennende Bretter zusammengepreßt. Es war, als drängen rotglühende Eisenspitzen in meinen Körper. Es kam mir vor, als wollte man mir die Zunge ausreißen, ohne es zu können; das verursachte mir fast unerträgliche Schmerzen. Die Augen scheinen aus den Höhlen zu treten, ich glaube, weil das Feuer sie so sehr brennt. Kein einziger Fingernagel bleibt von den entsetzlichsten Schmerzen verschont. Man kann kein Glied rühren, noch seine Lage verändern, um sich Erleichterung zu verschaffen, denn der Körper ist wie zusammengepreßt und gekrümmt. In den Ohren gellen Verzweiflungsschreie, die keinen Augenblick nachlassen. Ein ekelerregender, übler Geruch erfüllt alles und benimmt einem den Atem; es ist, als ob verwesendes Fleisch mit Pech und Schwefel verbrenne; das heißt, man kann diesen Geruch eigentlich mit gar nichts in der Welt vergleichen.
Das alles habe ich empfunden wie früher auch, und obgleich diese Qualen furchtbar sind, wären sie nichts ohne die Seelenpein. Aber die Seele leidet auf unaussprechliche Weise. Wenn ich bisher in die Hölle hinabgestiegen war, hatte ich unsagbar gelitten, weil ich glaubte, aus dem Kloster ausgetreten und dafür verdammt zu sein. Aber diesmal nicht. Ich war in der Hölle mit einem besonderen Merkmal als Ordensfrau, mit dem Merkmal einer Seele, die ihren Gott gekannt und geliebt hat, und ich sah bei anderen Seelen dasselbe Zeichen. Ich könnte nicht sagen, woran man es erkennt, vielleicht daran, daß die andern Verdammten und die Teufel sie besonders lästern... auch viele Priester! Ich kann nicht erklären, worin dieses Leiden bestand, das ganz anders war als das, was ich früher empfunden hatte. Denn wenn schon die Seelenqual eines Weltmenschen furchtbar ist, so ist sie doch nichts im Vergleich mit dem Leiden einer gottgeweihten Seele. Unaufhörlich prägen sie die drei Worte: “Armut, Keuschheit, Gehorsam” wie ein nagender Gewissensbiß der Seele ein.
Armut! Du warst frei, und du hast sie gelobt. Warum hast du dir dann solches Wohlleben verschafft? Warum bist du so anhänglich an jene Dinge geblieben, die dir nicht gehörten? Warum hast du deinem Leib jene Bequemlichkeit gewährt? Warum hast du dir die Freiheit herausgenommen, über Dinge zu verfügen, die das Gut der Ordensgemeinde waren? Wußtest du nicht, daß du keinerlei Besitzrecht mehr hattest? daß du selbst aus freien Stücken darauf verzichtet hattest? Warum dieses Murren, wenn dir etwas fehlte oder wenn du glaubtest, weniger gut behandelt zu werden als die andern?... Warum?
Keuschheit! Du selbst hast das Gelübde der Keuschheit freiwillig abgelegt und wußtest genau, was es erforderte. Du selbst hast dich verpflichtet. Du selbst hast es gewollt.. . Und dann ?Wie hast du es gehalten? Und beständig antwortet die Seele in unaussprechlicher Pein: “Ja, ich habe dieses Gelübde gemacht, und ich war frei. Ich hätte es nicht ablegen brauchen. Aber ich habe es getan, und ich war frei!”
Die Qual, die diese Gewissensbisse und die Schmähungen der übrigen Verdammten verursachen, läßt sich nicht mit Worten schildern !
Gehorsam! Du selbst hast dich freiwillig verpflich-tet, deiner Ordensregel und deinen Obern zu gehorchen. Warum also hast du das abgeurteilt, was man dir auftrug ? Warum warst du den Ordens-bräuchen nicht treu? Warum hast du dich dieser Verpflichtung des gemeinsamen Lebens entzogen? Erinnere dich an das süße Joch deiner heiligen Regel. Und du hast es nicht tragen wollen! “Und jetzt mußt du uns gehorchen”, heulen die teuflischen Stimmen, ,nicht nur einen Tag, nicht nur ein Jahr, nicht nur ein Jahrhundert, nein, immer, für die ganze Ewigkeit! “Du hast es so gewollt. Du warst frei!”
Die Seele verliert keinen Augenblick das Bewußtsein, daß sie einst Gott zu ihrem Bräutigam erwählt hat, daß sie Ihn über alles geliebt und um Seinetwillen auch den vielen erlaubten Freuden und allem, was ihr auf Erden das Liebste war, entsagt und zu Beginn ihres Ordenslebens die Süßigkeit, Kraft und Reinheit der Gottesliebe verkostet hat. Jetzt muß sie ihren Herrn und Gott, Den sie erwählt hatte, um Ihn zu lieben, um einer ungeordneten Leidenschaft willen in alle Ewigkeit hassen!
Dieses Hassen - müssen ist ein Durst,
der sie verzehrt... Keine Erinnerung, keine Vorstellung kann ihr die geringste Erleichterung verschaffen. Ihre Schande bereitet ihr eine der größten Qualen. Es ist, als schrien alle Verdammten, die sie umringen, ständig auf sie ein: “Was Wunder, daß wir verloren sind? Wir hatten nicht die gleichen Hilfsmittel wie du! Aber was hat dir gefehlt? Du hast im Hause des Königs gelebt... und am Mahl der Auserwählten teilgenommen.”
Alles, was ich schreibe, ist nur ein Schatten, verglichen mit dem, was die Seele leidet. Denn es gibt keine Worte für solche Qualen. (4. Sept.)
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