Jesus und die drei Versuchungen....
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Jesus und die drei Versuchungen....
Entscheidend in der Fastenzeit ist nicht nur das Fasten, sondern, daß wir uns zurückziehen, zur Ruhe kommen - Betrachtung zum 1. Fastensonntag im Jahreskreis von P. Dr. Bernhard Sirch
Innsbruck (kath.net)
C - 1. Fastensonntag, Betrachtung zur 2. Ls.: Röm 10, 8-13, Ev. Lk. 4, 1-13. http://www.erzabtei-beuron.de
Wenn wir den Abschnitt des heutigen Evangeliums von der Versuchung Jesu durch den Teufel lesen, so können wir an die verhängnisvolle Versuchung von Adam und Eva im Paradies denken. Bei der Auflegung der Asche spricht der Priester, was Gott nach dem Sündenfall sagte: "Denn Staub bist du, und zum Staub mußt du zurückkehren" (Gen 3,19). Ein gläubiger Jude wird vor allem an die Wüstenwanderung seines Volkes nach dem Auszug aus Ägypten erinnert, wo das auserwählte Volk 40 Jahre versucht wurde. In Ps 95, 8-10 ist diese Situation knapp beschrieben: "Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, wie in der Wüste am Tag von Massa! Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen.
Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zuwider und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht; denn meine Wege kennen sie nicht". Die Wüste ist ein Ort der Versuchung, die Wüste ist aber auch ein Ort der Ruhe, der Besinnung.
Der Geist führt Jesus vierzig Tage in die Wüste. Jesus zieht sich zurück und fastet. Auch wir sollen uns immer wieder Zeit nehmen, uns zurück zu ziehen, Abstand zu gewinnen von den Gütern dieser Welt, so wie es Jesus getan hat. Jesus zieht sich nicht nur zurück, sondern er fastet: "Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger" (Lk 4,2).
Entscheidend in der Fastenzeit ist nicht nur das Fasten (siehe der Kommentar am Aschermittwoch), sondern, daß wir uns zurückziehen, zur Ruhe kommen. Wir sollen "fasten" im Hinblick auf unsere Erlebnislust: es muß nicht immer volles Programm sein aus Furcht, wir könnten etwas verpassen. Die Natur und auch der Mensch brauchen zum Wachstum wesentlich die Ruhe.
Viele große Heilige haben sich zurückgezogen; so zog z.B. der hl. Benedikt sich für drei Jahre nach Subjaco in eine Höhle zurück und war allein mit sich und mit Gott. Er konnte niemand mehr etwas vormachen; alles was er tat, tat er ausschließlich vor den Augen Gottes. Der Blick für das Wesentliche wird uns damit geöffnet werden. Schließen sie einmal die Augen und erleben sie die Situation, nur vor Gott zu stehen! In der Wüste fällt vieles weg, was unsere Aufmerksamkeit ablenken, ja stören würde.
Gehen sie doch einmal in den Friedhof, an das Grab eines lieben Menschen und halten inne. Ich erinnere mich an ein Bild mit einer Kirche und dem Friedhof; darunter stand: hierher kommen alle. Es ist leicht einzusehen: Jeder Mensch, ob er will oder nicht, muß alles zurücklassen. In der "Friedhofskapelle" der Kapuziner in Rom (via Veneto, 27) wird uns das Ende der Menschen vor Augen geführt: mit Knochen von Menschen ist die Kapelle verziert.
Die Totenköpfe sind aufgestapelt. Da liegt der Kopf - man weiß nicht wem welcher Kopf gehört hat, alle Köpfe sind namenlos - des Kardinals neben dem Kopf des Schweinehirten, auf den der Kardinal vielleicht herabgeschaut hat, während der Schweinehirt ehrfürchtig hinauf aufgeschaut hat. Am Totenkopf ist nichts mehr zu erkennen von einstiger Macht und von Reichtum. Deutlich wird uns hier vorgeführt, was übrig bleibt. Jesus stellt uns vor die Entscheidung: „Niemand kann zwei Herren dienen... Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“ (Lk, 16,13).
Sonderbar ist, daß selbst „Jesus vom Teufel in Versuchung geführt wurde“ (Lk 4, 2). Wenn wir „in Versuchung geführt“ werden, sollen wir nicht in Trauer verfallen, auch wenn es hart, sehr hart ist. Versuchung bedeutet immer Prüfung; jede Versuchung kann allerdings auch negativ ausgehen. Wenn von Gott eine Versuchung zugelassen wird, bedeutet dies immer auch: Bewährung, Vertiefung der Gemeinschaft mit Gott. So sind die großen Frommen des Alten Testamentes die Großen der bestandenen Versuchung und des bewährten Glaubens: Abraham (Hingabe des eigenen Sohnes: Gen. 22), Josef, Hiob (Verlust des Vermögens, der Kinder), usw. Eine „Versuchung“, in der der Mensch bis ins Innerste seiner Seele getroffen wird, ist immer eine ganz besondere Gnadenzeit, in der wir dem göttlichen Sohn einen Schritt näherkommen.
Bei der ersten Versuchung „sagte der Teufel zu Jesus: "Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden" (Lk 4, 3). In der Wüstenwanderung murrte das Volk Israel, weil es kein Brot hatte; anstelle der Fleischtöpfe in Ägypten hungerte das Volk und murrte und versuchte den Herrn, der dann "Brot vom Himmel regnen" ließ (Ex 16,4).
Im Johannesevangelium 6, 30-35 sehen wir, wie lebendig dieses Geschehen lebendig ist: Die Juden "entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben". Hier sehen wir, wie Jesus einen Schritt weiter geht und sich selber als das "Brot des Lebens" bezeichnet; er braucht nicht dem Stein befehlen, "Brot zu werden".
In der Antwort Jesus können wir sehen, auf was es Jesus ankommt: "Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot“ (Lk 4, 3-4): "Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern" (Joh 6,35). Die Leute spüren dies und sagen: "Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet" (Mt 1,27). In unserem Glauben geht es nicht nur um ein "Sich-wieder-Holen" (vgl. Roman von Peter Handke), was in der Vergangenheit war, sondern um ein Sich-Einlassen auf das Neue, das Gott uns in Jesus Christus anbietet und durch seinen hl. Geist fortführt.
Nicht das Brotwunder als solches lehnt Jesus ab, sondern das Umfeld, in dem er das Wunder wirken soll. Gott ist kein Automat, der sofort handelt, wenn jemand etwas benötigt. Gott kann und will auch nicht Wunder tun, wenn der Mensch nicht demütig bittend an Gott herantritt, sondern befiehlt. So tat Jesus in Nazareth kein Wunder, weil das gläubige Umfeld fehlte. Bei einem Wunder Jesu, etwa dem Brotwunder (Lk 9, 10), geht es um die Erfüllung seines Dienstes, weil die Leute tatsächlich nichts zu essen haben. Der Einzelne und eine Gemeinschaft sollen um das tägliche Brot bitten, wie er uns im Vaterunser gelehrt hat. Wir haben unser Leben von Gott empfangen und müssen dieses Leben auch erhalten, da wir Gottes Auftrag zu erfüllen haben. Von der Antwort Jesu her: "Der Mensch lebt nicht nur von Brot“ (Lk 4, 4) können wir sehen, auf was es Jesus ankommt.
In der zweiten Versuchung bietet der Teufel Jesus alle Macht der Welt und die Herrlichkeit aller ihrer Reiche unter der einen Bedingung an, daß Jesus die Herrschaft Satans anerkennt und ihm huldigt: „Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.
Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Lk 4, 5-.
Jesus geht es nicht vordergründig um Macht und Herrlichkeit dieser Reiche, sondern um das Reich Gottes. Das Reich Gottes schließt die Welt ein (Lk 8, 4 ff) und der Teufel wird gestürzt (Lk 10, 18). Würde Jesus die Herrschaft dieser Welt anerkennen, so wäre das Reich Gottes in seiner Ausbreitung gehemmt. Jesus verkündet aber das Kommen des Reiches Gottes. "Die Blume verwelkt und ihre Pracht vergeht. So wird auch der Reiche vergehen mit allem, was er unternimmt. Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben" (Jak 1,11.12).
Die dritte Versuchung führt Jesus nach Jerusalem in den Tempel: „Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab“ (Lk 4, 9-12). Christus wird ein Zeichen setzen bei seiner Wiederkunft und wird sich offenbaren: "Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen" (Mt, 24,30).
Man muß sehen: In Jerusalem erwartet man die Offenbarung des Messias. Wie in seiner Heimatstadt Nazareth vollbringt Jesus auf Befehl des Teufels keine Wunder.
Die Absage an Macht und Reichtum in dieser Welt kann man nur im Blick auf das Reich Gottes vollziehen. Dies ist auch das Leben derer, die Jesus nachfolgen. So hören wir im Hebräerbrief: „Erinnert euch an die früheren Tage, als ihr nach eurer Erleuchtung manchen harten Leidenskampf bestanden habt; Ihr seid vor aller Welt beschimpft und gequält worden, oder ihr seid mit betroffen gewesen vom Geschick derer, denen es so erging; denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und auch den Raub eures Vermögens freudig hingenommen, da ihr wußtet, daß ihr einen besseren Besitz habt, der euch bleibt“ (Hebr 10, 32-34).
Die absolute Ausrichtung auf den auferstandenen Herrn legt uns auch Paulus in der zweiten Lesung nahe: „Wenn du mit deinem Mund bekennst: ‚Jesus ist der Herr‘ und in deinem Herzen glaubst: ‚Gott hat ihn von den Toten auferweckt‘ so wirst du gerettet werden“ Röm 10, 9). Um der Kritik „Religion ist Opium fürs Volk“ auszuweichen, hat man die Zukunft des Christen vernachlässigt. Ich wünsche Ihnen, daß sie nicht nur vom Brot leben, sondern daß sie sich vor dem Herrn, Ihrem Gott, niederwerfen und ihm allein dienen und Gott nicht durch ihr Tun auf die Probe stellen. Beten wir, daß wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten und durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen (Tagesgebet).
Der Kommentar von P. Dr. Bernhard Sirch zum nachfolgenden Sonntag erscheint jede Woche am Donnerstag auf kath.net. Der Autor freut sich über Rückmeldungen im Kommentarbereich des Artikels oder per email an pater.bernhard[@]kath.net - Homepage: www.pater-bernhard-sirch.de
Innsbruck (kath.net)
C - 1. Fastensonntag, Betrachtung zur 2. Ls.: Röm 10, 8-13, Ev. Lk. 4, 1-13. http://www.erzabtei-beuron.de
Wenn wir den Abschnitt des heutigen Evangeliums von der Versuchung Jesu durch den Teufel lesen, so können wir an die verhängnisvolle Versuchung von Adam und Eva im Paradies denken. Bei der Auflegung der Asche spricht der Priester, was Gott nach dem Sündenfall sagte: "Denn Staub bist du, und zum Staub mußt du zurückkehren" (Gen 3,19). Ein gläubiger Jude wird vor allem an die Wüstenwanderung seines Volkes nach dem Auszug aus Ägypten erinnert, wo das auserwählte Volk 40 Jahre versucht wurde. In Ps 95, 8-10 ist diese Situation knapp beschrieben: "Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, wie in der Wüste am Tag von Massa! Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen.
Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zuwider und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht; denn meine Wege kennen sie nicht". Die Wüste ist ein Ort der Versuchung, die Wüste ist aber auch ein Ort der Ruhe, der Besinnung.
Der Geist führt Jesus vierzig Tage in die Wüste. Jesus zieht sich zurück und fastet. Auch wir sollen uns immer wieder Zeit nehmen, uns zurück zu ziehen, Abstand zu gewinnen von den Gütern dieser Welt, so wie es Jesus getan hat. Jesus zieht sich nicht nur zurück, sondern er fastet: "Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger" (Lk 4,2).
Entscheidend in der Fastenzeit ist nicht nur das Fasten (siehe der Kommentar am Aschermittwoch), sondern, daß wir uns zurückziehen, zur Ruhe kommen. Wir sollen "fasten" im Hinblick auf unsere Erlebnislust: es muß nicht immer volles Programm sein aus Furcht, wir könnten etwas verpassen. Die Natur und auch der Mensch brauchen zum Wachstum wesentlich die Ruhe.
Viele große Heilige haben sich zurückgezogen; so zog z.B. der hl. Benedikt sich für drei Jahre nach Subjaco in eine Höhle zurück und war allein mit sich und mit Gott. Er konnte niemand mehr etwas vormachen; alles was er tat, tat er ausschließlich vor den Augen Gottes. Der Blick für das Wesentliche wird uns damit geöffnet werden. Schließen sie einmal die Augen und erleben sie die Situation, nur vor Gott zu stehen! In der Wüste fällt vieles weg, was unsere Aufmerksamkeit ablenken, ja stören würde.
Gehen sie doch einmal in den Friedhof, an das Grab eines lieben Menschen und halten inne. Ich erinnere mich an ein Bild mit einer Kirche und dem Friedhof; darunter stand: hierher kommen alle. Es ist leicht einzusehen: Jeder Mensch, ob er will oder nicht, muß alles zurücklassen. In der "Friedhofskapelle" der Kapuziner in Rom (via Veneto, 27) wird uns das Ende der Menschen vor Augen geführt: mit Knochen von Menschen ist die Kapelle verziert.
Die Totenköpfe sind aufgestapelt. Da liegt der Kopf - man weiß nicht wem welcher Kopf gehört hat, alle Köpfe sind namenlos - des Kardinals neben dem Kopf des Schweinehirten, auf den der Kardinal vielleicht herabgeschaut hat, während der Schweinehirt ehrfürchtig hinauf aufgeschaut hat. Am Totenkopf ist nichts mehr zu erkennen von einstiger Macht und von Reichtum. Deutlich wird uns hier vorgeführt, was übrig bleibt. Jesus stellt uns vor die Entscheidung: „Niemand kann zwei Herren dienen... Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“ (Lk, 16,13).
Sonderbar ist, daß selbst „Jesus vom Teufel in Versuchung geführt wurde“ (Lk 4, 2). Wenn wir „in Versuchung geführt“ werden, sollen wir nicht in Trauer verfallen, auch wenn es hart, sehr hart ist. Versuchung bedeutet immer Prüfung; jede Versuchung kann allerdings auch negativ ausgehen. Wenn von Gott eine Versuchung zugelassen wird, bedeutet dies immer auch: Bewährung, Vertiefung der Gemeinschaft mit Gott. So sind die großen Frommen des Alten Testamentes die Großen der bestandenen Versuchung und des bewährten Glaubens: Abraham (Hingabe des eigenen Sohnes: Gen. 22), Josef, Hiob (Verlust des Vermögens, der Kinder), usw. Eine „Versuchung“, in der der Mensch bis ins Innerste seiner Seele getroffen wird, ist immer eine ganz besondere Gnadenzeit, in der wir dem göttlichen Sohn einen Schritt näherkommen.
Bei der ersten Versuchung „sagte der Teufel zu Jesus: "Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden" (Lk 4, 3). In der Wüstenwanderung murrte das Volk Israel, weil es kein Brot hatte; anstelle der Fleischtöpfe in Ägypten hungerte das Volk und murrte und versuchte den Herrn, der dann "Brot vom Himmel regnen" ließ (Ex 16,4).
Im Johannesevangelium 6, 30-35 sehen wir, wie lebendig dieses Geschehen lebendig ist: Die Juden "entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben". Hier sehen wir, wie Jesus einen Schritt weiter geht und sich selber als das "Brot des Lebens" bezeichnet; er braucht nicht dem Stein befehlen, "Brot zu werden".
In der Antwort Jesus können wir sehen, auf was es Jesus ankommt: "Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot“ (Lk 4, 3-4): "Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern" (Joh 6,35). Die Leute spüren dies und sagen: "Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet" (Mt 1,27). In unserem Glauben geht es nicht nur um ein "Sich-wieder-Holen" (vgl. Roman von Peter Handke), was in der Vergangenheit war, sondern um ein Sich-Einlassen auf das Neue, das Gott uns in Jesus Christus anbietet und durch seinen hl. Geist fortführt.
Nicht das Brotwunder als solches lehnt Jesus ab, sondern das Umfeld, in dem er das Wunder wirken soll. Gott ist kein Automat, der sofort handelt, wenn jemand etwas benötigt. Gott kann und will auch nicht Wunder tun, wenn der Mensch nicht demütig bittend an Gott herantritt, sondern befiehlt. So tat Jesus in Nazareth kein Wunder, weil das gläubige Umfeld fehlte. Bei einem Wunder Jesu, etwa dem Brotwunder (Lk 9, 10), geht es um die Erfüllung seines Dienstes, weil die Leute tatsächlich nichts zu essen haben. Der Einzelne und eine Gemeinschaft sollen um das tägliche Brot bitten, wie er uns im Vaterunser gelehrt hat. Wir haben unser Leben von Gott empfangen und müssen dieses Leben auch erhalten, da wir Gottes Auftrag zu erfüllen haben. Von der Antwort Jesu her: "Der Mensch lebt nicht nur von Brot“ (Lk 4, 4) können wir sehen, auf was es Jesus ankommt.
In der zweiten Versuchung bietet der Teufel Jesus alle Macht der Welt und die Herrlichkeit aller ihrer Reiche unter der einen Bedingung an, daß Jesus die Herrschaft Satans anerkennt und ihm huldigt: „Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.
Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Lk 4, 5-.
Jesus geht es nicht vordergründig um Macht und Herrlichkeit dieser Reiche, sondern um das Reich Gottes. Das Reich Gottes schließt die Welt ein (Lk 8, 4 ff) und der Teufel wird gestürzt (Lk 10, 18). Würde Jesus die Herrschaft dieser Welt anerkennen, so wäre das Reich Gottes in seiner Ausbreitung gehemmt. Jesus verkündet aber das Kommen des Reiches Gottes. "Die Blume verwelkt und ihre Pracht vergeht. So wird auch der Reiche vergehen mit allem, was er unternimmt. Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben" (Jak 1,11.12).
Die dritte Versuchung führt Jesus nach Jerusalem in den Tempel: „Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab“ (Lk 4, 9-12). Christus wird ein Zeichen setzen bei seiner Wiederkunft und wird sich offenbaren: "Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen" (Mt, 24,30).
Man muß sehen: In Jerusalem erwartet man die Offenbarung des Messias. Wie in seiner Heimatstadt Nazareth vollbringt Jesus auf Befehl des Teufels keine Wunder.
Die Absage an Macht und Reichtum in dieser Welt kann man nur im Blick auf das Reich Gottes vollziehen. Dies ist auch das Leben derer, die Jesus nachfolgen. So hören wir im Hebräerbrief: „Erinnert euch an die früheren Tage, als ihr nach eurer Erleuchtung manchen harten Leidenskampf bestanden habt; Ihr seid vor aller Welt beschimpft und gequält worden, oder ihr seid mit betroffen gewesen vom Geschick derer, denen es so erging; denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und auch den Raub eures Vermögens freudig hingenommen, da ihr wußtet, daß ihr einen besseren Besitz habt, der euch bleibt“ (Hebr 10, 32-34).
Die absolute Ausrichtung auf den auferstandenen Herrn legt uns auch Paulus in der zweiten Lesung nahe: „Wenn du mit deinem Mund bekennst: ‚Jesus ist der Herr‘ und in deinem Herzen glaubst: ‚Gott hat ihn von den Toten auferweckt‘ so wirst du gerettet werden“ Röm 10, 9). Um der Kritik „Religion ist Opium fürs Volk“ auszuweichen, hat man die Zukunft des Christen vernachlässigt. Ich wünsche Ihnen, daß sie nicht nur vom Brot leben, sondern daß sie sich vor dem Herrn, Ihrem Gott, niederwerfen und ihm allein dienen und Gott nicht durch ihr Tun auf die Probe stellen. Beten wir, daß wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten und durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen (Tagesgebet).
Der Kommentar von P. Dr. Bernhard Sirch zum nachfolgenden Sonntag erscheint jede Woche am Donnerstag auf kath.net. Der Autor freut sich über Rückmeldungen im Kommentarbereich des Artikels oder per email an pater.bernhard[@]kath.net - Homepage: www.pater-bernhard-sirch.de
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