Ansprache von Johannes Paul II. an die Diözesanbischofe der Bundesrepublik Deutschland
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Ansprache von Johannes Paul II. an die Diözesanbischofe der Bundesrepublik Deutschland
Ansprache von Johannes Paul II.
Publiziert 13. Juni 2016 | Von admin
Ansprache von Johannes Paul II. an die Diözesanbischofe der Bundesrepublik Deutschland
Montag, 13. November 1989
Quelle
Grusswort vor der Messfeier
Kölner Erklärung
Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!
Die Begegnung mit den Bischöfen hier in Rom oder in den Ortskirchen gehört zu den schönsten und wichtigsten Aufgaben meines apostolischen Dienstes für die Weltkirche. Darum empfange ich Euch mit besonderer Freude zu diesem zweitägigen Gespräch, um das Ihr ausserhalb der regelmässigen Folge Eurer Ad-Limina-Besuche eigens gebeten habt.
Herzlich grüsse ich Euch, die Oberhirten der westdeutschen Diözesen, den Vertreter des Bischofs von Berlin wie auch meine Mitarbeiter in der Römischen Kurie, die durch ihre Zuständigkeit und Sachkenntnis unseren gemeinsamen Gedankenaustausch mitgestalten und vertiefen werden.
Unsere Begegnung findet in dem Monat statt, in dem ich vor neun Jahren meinen ersten Pastoralbesuch in Eurem Land und in einigen Eurer Diözesen machen konnte. Mit ihm und auch dem nachfolgenden zweiten Besuch im Jahre 1987 verbinden mich unvergessliche Erinnerungen an das lebendige religiöse Leben in Euren Ortskirchen, an Begegnungen mit Vertretern aus Kultur und Wissenschaft, besonders auch der Theologie, in denen Euer Land und Eure Kirche einen massgeblichen Beitrag zum gemeinsamen kulturellen und christlichen Erbe geleistet haben und noch heute leisten. Einige von Euch waren mir schon aus früheren Jahren persönlich bekannt. In vielen einzelnen und gemeinschaftlichen Begegnungen seit meiner Wahl zum Bischof von Rom haben wir uns inzwischen alle in Vertrauen und Wertschätzung einander näher kennengelernt und wurde unsere Verbundenheit im gemeinsamen Auftrag Jesu Christi als Hirten im Volke Gottes vertieft und gefestigt.
Dieser gemeinsame Auftrag im Namen Christi ist es wiederum, der uns heute und morgen hier zusammenführt. Unsere Überlegungen und Gespräche sollen vor allem jener Aufgabe gelten, der das II. Vatikanische Konzil unter den vielfältigen pastoralen Diensten der Bischöfe einen ”hervorragenden Platz“ zugewiesen hat: der Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi, der ”Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation“, wie Ihr selbst im Generalthema formuliert habt.
Das II. Vatikanische Konzil bezeichnet die Bischöfe einfachhin als ”Glaubensboten, die Christus neue Jünger zuführen; sie sind authentische, das heisst mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer. Sie verkündigen dem ihnen anvertrauten Volk die Botschaft zum Glauben und zur Anwendung auf das sittliche Leben und erklären sie im Licht des Heiligen Geistes“.
Dies ist die konkrete Umschreibung des einen gemeinsamen Auftrages, den wir Bischöfe über die Apostel von Christus selbst empfangen haben: ”Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Völkern“; oder wie es bei Matthäus heißt: ”Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“.
Auf dass dieser Auftrag in der Kirche und ihrer Geschichte niemals aufhört oder verfälscht wird, hat Christus für das Oberhaupt des Bischofskollegiums – für Petrus und seine Nachfolger – eigens gebetet, dass sein ”Glaube nicht erlischt“, und ihm zugleich aufgetragen, seine Brüder zu stärken. Der eine Auftrag Jesu Christi nimmt den Papst und die Bischöfe gemeinsam in Pflicht. Diesem muss ihre Einheit und Einmütigkeit in der Verkündigung des Evangeliums und der Weitergabe des Glaubens entsprechen. Nicht nur der Einheit unter den Christen, sondern auch der Einheit in der Kirche selbst gilt das Gebet Christi, ”damit die Welt glaubt“. Die je eigene Verantwortung und Sendung von Papst und Bischöfen stehen im Dienst dieses einen und selben Auftrages Christi im Geist gegenseitigen Vertrauens und brüderlicher Zusammenarbeit. Ihre Einheit in der Verkündigung und Lehre ist zugleich der Erweis ihrer Glaubwürdigkeit.
Diese Begegnung im Vatikan soll nach Eurem eigenen Wunsch dazu dienen, Eure Einheit mit dem Nachfolger des hl. Petrus weiter zu vertiefen, anstehende Fragen und Schwierigkeiten zu klären und Euch Eurer Sendung im Volke Gottes noch tiefer bewusst zu werden. Die Besinnung auf die Dienste der Glaubensvermittlung, zu der uns die vereinbarten Hauptthemen näherhin einladen, wird nicht nur den Reichtum an Mitteln, Initiativen und Mitarbeitern aufzeigen, über die Eure Ortskirchen in ihrem pastoralen Wirken glücklicherweise verfügen, sondern gewiss auch die Notwendigkeit erkennen lassen, die vielfältigen Aktivitäten und Dienste der Kirche in Eurem Land noch entschiedener auf das eine wesentliche Ziel hinzuordnen: auf die unverkürzte Weitergabe des Glaubens und seine ständige Vertiefung in allen Bereichen des kirchlichen und religiösen Lebens.
Auf Grund meiner eigenen Erfahrung als langjähriger Oberhirte einer grossen Diözese bin ich mir der Schwierigkeiten bewusst, denen ein Bischof und seine Mitarbeiter im Auftrag der Glaubensverkündigung in der heutigen säkularisierten Gesellschaft begegnen. Auch den Verantwortlichen der zuständigen Ämter des Heiligen Stuhles sind diese nicht verborgen. Darum soll die jetzige Begegnung eine willkommene Gelegenheit und Ermutigung sein, die sich für die Weitergabe des Glaubens in Euren Diözesen und Gemeinden ergebenden Fragen und Probleme in brüderlicher Solidarität mit Freimut und Offenheit gemeinsam zu erörtern, eventuelle Gefahren oder Fehlentwicklungen abzuwenden und vor allem unter den Gläubigen einen neuen apostolischen und missionarischen Eifer zu entfachen. Selbst die Erfahrung von Versagen und Misserfolg darf uns nicht zu Pessimismus oder Mutlosigkeit verleiten. Im Gegenteil! Sie muss uns vielmehr noch enger zum Herrn und zueinander führen, um uns in der gemeinsamen Sendung in der Kirche und zum Heil der Menschen gegenseitig zu stützen und zu stärken.
In diesem Geist der Zuversicht und im Vertrauen auf Gottes verheissenen Beistand eröffne ich diese unsere Begegnung und erbitte unseren gemeinsamen Überlegungen das Licht und die Führung des Heiligen Geistes mit meinem besonderen Apostolischen Segen.
Unsere Begegnung findet in einem bewegenden Moment tiefgreifender Veränderungen in Europa statt, die Euer Volk in besonderer Weise betreffen.
Als Hirte, dem die Sorge für die ganze Herde anvertraut ist, möchte ich mich Euren gewiss inständigen Bitten anschliessen, damit sich die Hoffnungen der Menschen auf die Fürsprache unserer himmlischen Mutter, des heiligen Erzengels Michael und des heiligen Bonifatius in Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden erfüllen.
http://katholisch-informiert.ch/category/bischofskonferenz/
© Copyright – Libreria Editrice Vaticana
Publiziert 13. Juni 2016 | Von admin
Ansprache von Johannes Paul II. an die Diözesanbischofe der Bundesrepublik Deutschland
Montag, 13. November 1989
Quelle
Grusswort vor der Messfeier
Kölner Erklärung
Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!
Die Begegnung mit den Bischöfen hier in Rom oder in den Ortskirchen gehört zu den schönsten und wichtigsten Aufgaben meines apostolischen Dienstes für die Weltkirche. Darum empfange ich Euch mit besonderer Freude zu diesem zweitägigen Gespräch, um das Ihr ausserhalb der regelmässigen Folge Eurer Ad-Limina-Besuche eigens gebeten habt.
Herzlich grüsse ich Euch, die Oberhirten der westdeutschen Diözesen, den Vertreter des Bischofs von Berlin wie auch meine Mitarbeiter in der Römischen Kurie, die durch ihre Zuständigkeit und Sachkenntnis unseren gemeinsamen Gedankenaustausch mitgestalten und vertiefen werden.
Unsere Begegnung findet in dem Monat statt, in dem ich vor neun Jahren meinen ersten Pastoralbesuch in Eurem Land und in einigen Eurer Diözesen machen konnte. Mit ihm und auch dem nachfolgenden zweiten Besuch im Jahre 1987 verbinden mich unvergessliche Erinnerungen an das lebendige religiöse Leben in Euren Ortskirchen, an Begegnungen mit Vertretern aus Kultur und Wissenschaft, besonders auch der Theologie, in denen Euer Land und Eure Kirche einen massgeblichen Beitrag zum gemeinsamen kulturellen und christlichen Erbe geleistet haben und noch heute leisten. Einige von Euch waren mir schon aus früheren Jahren persönlich bekannt. In vielen einzelnen und gemeinschaftlichen Begegnungen seit meiner Wahl zum Bischof von Rom haben wir uns inzwischen alle in Vertrauen und Wertschätzung einander näher kennengelernt und wurde unsere Verbundenheit im gemeinsamen Auftrag Jesu Christi als Hirten im Volke Gottes vertieft und gefestigt.
Dieser gemeinsame Auftrag im Namen Christi ist es wiederum, der uns heute und morgen hier zusammenführt. Unsere Überlegungen und Gespräche sollen vor allem jener Aufgabe gelten, der das II. Vatikanische Konzil unter den vielfältigen pastoralen Diensten der Bischöfe einen ”hervorragenden Platz“ zugewiesen hat: der Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi, der ”Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation“, wie Ihr selbst im Generalthema formuliert habt.
Das II. Vatikanische Konzil bezeichnet die Bischöfe einfachhin als ”Glaubensboten, die Christus neue Jünger zuführen; sie sind authentische, das heisst mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer. Sie verkündigen dem ihnen anvertrauten Volk die Botschaft zum Glauben und zur Anwendung auf das sittliche Leben und erklären sie im Licht des Heiligen Geistes“.
Dies ist die konkrete Umschreibung des einen gemeinsamen Auftrages, den wir Bischöfe über die Apostel von Christus selbst empfangen haben: ”Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Völkern“; oder wie es bei Matthäus heißt: ”Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“.
Auf dass dieser Auftrag in der Kirche und ihrer Geschichte niemals aufhört oder verfälscht wird, hat Christus für das Oberhaupt des Bischofskollegiums – für Petrus und seine Nachfolger – eigens gebetet, dass sein ”Glaube nicht erlischt“, und ihm zugleich aufgetragen, seine Brüder zu stärken. Der eine Auftrag Jesu Christi nimmt den Papst und die Bischöfe gemeinsam in Pflicht. Diesem muss ihre Einheit und Einmütigkeit in der Verkündigung des Evangeliums und der Weitergabe des Glaubens entsprechen. Nicht nur der Einheit unter den Christen, sondern auch der Einheit in der Kirche selbst gilt das Gebet Christi, ”damit die Welt glaubt“. Die je eigene Verantwortung und Sendung von Papst und Bischöfen stehen im Dienst dieses einen und selben Auftrages Christi im Geist gegenseitigen Vertrauens und brüderlicher Zusammenarbeit. Ihre Einheit in der Verkündigung und Lehre ist zugleich der Erweis ihrer Glaubwürdigkeit.
Diese Begegnung im Vatikan soll nach Eurem eigenen Wunsch dazu dienen, Eure Einheit mit dem Nachfolger des hl. Petrus weiter zu vertiefen, anstehende Fragen und Schwierigkeiten zu klären und Euch Eurer Sendung im Volke Gottes noch tiefer bewusst zu werden. Die Besinnung auf die Dienste der Glaubensvermittlung, zu der uns die vereinbarten Hauptthemen näherhin einladen, wird nicht nur den Reichtum an Mitteln, Initiativen und Mitarbeitern aufzeigen, über die Eure Ortskirchen in ihrem pastoralen Wirken glücklicherweise verfügen, sondern gewiss auch die Notwendigkeit erkennen lassen, die vielfältigen Aktivitäten und Dienste der Kirche in Eurem Land noch entschiedener auf das eine wesentliche Ziel hinzuordnen: auf die unverkürzte Weitergabe des Glaubens und seine ständige Vertiefung in allen Bereichen des kirchlichen und religiösen Lebens.
Auf Grund meiner eigenen Erfahrung als langjähriger Oberhirte einer grossen Diözese bin ich mir der Schwierigkeiten bewusst, denen ein Bischof und seine Mitarbeiter im Auftrag der Glaubensverkündigung in der heutigen säkularisierten Gesellschaft begegnen. Auch den Verantwortlichen der zuständigen Ämter des Heiligen Stuhles sind diese nicht verborgen. Darum soll die jetzige Begegnung eine willkommene Gelegenheit und Ermutigung sein, die sich für die Weitergabe des Glaubens in Euren Diözesen und Gemeinden ergebenden Fragen und Probleme in brüderlicher Solidarität mit Freimut und Offenheit gemeinsam zu erörtern, eventuelle Gefahren oder Fehlentwicklungen abzuwenden und vor allem unter den Gläubigen einen neuen apostolischen und missionarischen Eifer zu entfachen. Selbst die Erfahrung von Versagen und Misserfolg darf uns nicht zu Pessimismus oder Mutlosigkeit verleiten. Im Gegenteil! Sie muss uns vielmehr noch enger zum Herrn und zueinander führen, um uns in der gemeinsamen Sendung in der Kirche und zum Heil der Menschen gegenseitig zu stützen und zu stärken.
In diesem Geist der Zuversicht und im Vertrauen auf Gottes verheissenen Beistand eröffne ich diese unsere Begegnung und erbitte unseren gemeinsamen Überlegungen das Licht und die Führung des Heiligen Geistes mit meinem besonderen Apostolischen Segen.
Unsere Begegnung findet in einem bewegenden Moment tiefgreifender Veränderungen in Europa statt, die Euer Volk in besonderer Weise betreffen.
Als Hirte, dem die Sorge für die ganze Herde anvertraut ist, möchte ich mich Euren gewiss inständigen Bitten anschliessen, damit sich die Hoffnungen der Menschen auf die Fürsprache unserer himmlischen Mutter, des heiligen Erzengels Michael und des heiligen Bonifatius in Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden erfüllen.
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