Bruno Forte in „Pole Position“ für Müller-Nachfolge als Glaubenspräfekt?
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Bruno Forte in „Pole Position“ für Müller-Nachfolge als Glaubenspräfekt?
[b]Bruno Forte in „Pole Position“ für Müller-Nachfolge als Glaubenspräfekt?
14. September 2016
Asymmetrische Kirchenspitze: Papst Franziskus und Glaubenspräfekt Kardinal Müller
(Rom) Zwischen Papst Franziskus und dem von seinem Vorgänger geerbten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, rumort es bekanntlich. Zwischen dem ehemaligen Regensburger Bischof aus dem rheinfränkischen Finthen bei Mainz und dem argentinischen Papst mit italienischen Wurzeln passen viele Blätter Papier, wie es in Rom heißt. Wurde vor einigen Wochen Wiens Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, als künftiger Glaubenspräfekt genannt, ist nun auch von Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto die Rede. Jenem Theologe, der auf der Bischofssynode 2014 mit homophilen Texten für Empörung sorgte und im vergangenen Mai eine Finesse von Papst Franziskus enthüllte, um die Synode in eine gewünschte Richtung zu lenken.
Erste Gerüchte
Mitte Juli wurden über den Umweg des geographisch fernen Herald, der Zeitung des Erzbistums Kuala Lumpur, erste Gerüchte über römische Personalrochaden gestreut, die dann begierig von offiziellen katholischen Medien in Europa aufgegriffen und weiterverbreitet wurden.
Diesen Gerüchten zufolge sei eine Ersetzung von Kardinal Müller an der Spitze der Glaubenskongregation und seine Ernennung zum Bischof seiner Heimatdiözese Mainz in Planung.
Im Monat zuvor hatte der Glaubenspräfekt den engsten Papst-Vertrauten, Msgr. Victor Manuel Fernandez aus Buenos Aires , als “häretisch“ bezeichnet. Ein schlimmerer Vorwurf kann einem kirchlichen Würdenträger kaum gemacht werden. Fernandez war von Kardinal Bergoglio gegen römische Widerstände zum Rektor der Katholischen Universität von Argentinien gemacht worden. Nach seiner Wahl zum Papst stattete ihn Franziskus mit der Würde eines Titularerzbischofs aus und machte ihn informell zu seinem Hauptberater. Kardinal Müller hatte Fernandez in einem Interview mit der Herder Korrespondenz nicht namentlich genannt. Aus dem Zusammenhang wurde jedoch klar, daß damit nur der Ghostwriter des Papstes gemeint sein konnte. Eine „Unfreundlichkeit“, die weder Fernandez noch dem Papst entgangen sein konnte.
Wie konkret die einige Woche später veröffentlichte Idee einer Entfernung Müllers aus der Römischen Kurie ist, ließ sich aufgrund der undurchsichtigen Quellenlage nicht sagen. Eine gleichzeitig verbreitete Personalie bewahrheitete sich jedenfalls nicht. Der Herald berichtete, daß der Papst-Vertraute und Koordinator des C9-Kardinalsrates, Oscar Rodriguez Kardinal Maradiaga, der Erzbischof von Tegucigalpa, mit 1. September erster Präfekt des neuerrichteten Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben werden könnte.
Papst Franziskus ernannte am 17. August jedoch den aus Irland stammenden, bisherigen Bischof von Dallas (Texas), Msgr. Kevin Farrell, für dieses Amt. Farrell ist ein Legionär Christi. Seine Ernennung stellt für den vor einigen Jahren schwer gebeutelten Orden einen weiteren Schritt zu Anerkennung und Normalisierung dar.
Die Ernennung Farrells verstärkte Spekulationen, daß der Herald Quellen abgeschöpft haben könnte, die Kardinal Maradiaga nahestehen, der sich bereits in der Vergangenheit selbst für Ämter an der Römischen Kurie empfohlen hatte.
Kardinal Müllers undankbare Rolle als Memento-mori-Rufer
Franziskus hatte 2014 zwei von Papst Benedikt XVI. übernommene Dikasterienleiter aus der Kurie entfernt. Kardinal Antonio Cañizares Llovera, der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakamentenordnung, wurde als Erzbischof nach Valencia versetzt; Kardinal Raymond Burke, der Präfekt der Apostolischen Signatur wurde auf einen Ehrenposten abgeschoben. Eine Versetzung Müllers als Bischof nach Mainz würde daher nicht aus dem Rahmen fallen.
Tatsache ist , daß von Glaubenspräfekt Müller wider Willen die Rolle übernommen wurde, im Rücken von Papst Franziskus als mahnender Memento-mori-Rufers antiker römischer Triumphzüge aufzutreten. Das besorgt einige Bischöfe, die sich durch betonte Nähe zum Papst dankbar erweisen wollen, wie der 2014 von Franziskus ernannte neue Erzbischof von Madrid, Msgr. Carlos Osoro Sierra.
Erzbischof Osoro, ein Anwärter auf die Kardinalswürde, war auf solche Distanz zum Präfekten der Glaubenskongregation bedacht, daß er diesem im vergangenen Mai die Nutzung der katholischen Universität von Madrid verweigerte, wo Kardinal Müller sein jüngstes, in spanischer Sprache erschienenes Buch „Zur Lage der Hoffnung“ vorstellen wollte. Ebenso hatte der Erzbischof seine Anwesenheit bei der Präsentation, normalerweise eine selbstverständliche Höflichkeitsgeste, abgesagt. Der Grund: Weil das Buch „gegen den Papst“ sei. Erst nachdem die Sache öffentlich bekannt wurde, und Kardinal Müller ein Ausweichquartier gefunden hatte, sagte Osoro seine Anwesenheit doch noch zu.
Seit Kardinal Müller sich bei der Bischofssynode über die Familie im Jahr 2014 gegen die Kasper-These stellte, und damit auf die Seite der Verteidiger des Ehesakraments und der katholischen Morallehre, setzte seine Marginalisierung ein. Papst Franziskus legte bisher nicht Hand an sein Amt, überging den Glaubenspräfekten aber zusehends. Der Glaubenskongregation werden weiterhin päpstliche Dokumente vor deren Veröffentlichung vorgelegt, und Kardinal Müller liefert dem Papst pflichtschuldig Korrekturvorschläge und lehrmäßige Empfehlungen, die dieser jedoch prompt ignoriert.
Kardinal Schönborn und Erzbischof Bruno Forte als Nachfolger?
Der malaiische Herald nannte im Juli den Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, als möglichen Nachfolger Müllers als Glaubenspräfekt. Kardinal Schönborn erlebte im Zusammenhang mit der Bischofssynode und der Vorstellung des Apostolischen Schreibens Amoris laetitia eine beachtenswerte Aufwertung in der päpstlichen Gunst. Franziskus benannte ihn im April als „authentischen Interpreten“ des umstrittenen nachsynodalen Dokuments. Zuvor hatte Kardinal Müller in Spanien mit einer Lectio magistralis erklärt, daß Amoris laetitia nur im Licht der Tradition interpretiert werden könne. „Zu spät“, wie damals er Vatikanist Sandro Magister kommentierte.
Papst Franziskus gab auf dem Rückflug aus Armenien zu verstehen, was er von Müllers Versuchen hält, den päpstlichen Willen der kirchlichen Tradition unterzuordnen: Er lobte Kardinal Schönborn – nicht Müller - als „großen Theologen“.
Da der durchschlagende Erfolg der Schönborn-Interpretation ausblieb, und die kircheninterne Kritik nicht verstummte, scheint derzeit über Buenos Aires, der Heimatdiözese des Papstes, ein neuer Anlauf im Gange, eine „authentische Interpretation“ durchzusetzen, mit der Kardinal Walter Kasper zufrieden sein dürfte.
Bruno Forte als neuer Glaubenspräfekt?
Die italienische Tageszeitung Italia Oggi nannte in ihrer gestrigen Ausgabe einen weiteren Kandidaten für die Müller-Nachfolge. „Die Stimmen einer unmittelbar bevorstehenden Ablöse von Kardinal Gerhard Müller werden immer insistenter“, schrieb die Mailänder Zeitung unter dem Titel: „Dikasterium der katholischen Orthodoxie. Neuer Leiter“.
In der „Pole Position“ für das Amt des Glaubenspräfekten befände sich der Erzbischof von Chieti-Vasto, Msgr. Bruno Forte. Forte werde „vom Papst sehr geschätzt“. Papst Franziskus habe einige Stellungnahmen von Kardinal Müller, besonders rund um die Bischofssynoden, hingegen „nicht geschätzt“. Müllers Positionen, so Italia Oggi, „können nicht gerade als progressistisch bezeichnet werden“.
Vor allem Müllers Beharren auf der vollständigen Nummer 84 des nachsynodalen Schreiben Familiaris Consortio von Johannes Paul II. sei Papst Franziskus aufgestoßen. Darin heißt es, daß wiederverheiratete Geschiedene, wenn sie sich nicht – wie geboten – trennen können, weil beispielsweise aus der Verbindung Kinder geboren wurden, in völliger Enthaltsamkeit wie Bruder und Schwester zusammenleben sollten. Im Apostolischen Schrieben Amoris laetitia zitiert Papst Franziskus zwar diesen Paragraphen, doch verkürzt.
Auch Fortes Aufstieg in er päpstlichen Gunst steht wie jener Schönborns in Zusammenhang mit der Doppel-Synode über die Familie, setzte aber bereits früher ein. Forte machte sich als Theologe einen Namen und wurde als solcher von Papst Benedikt XVI. geschätzt, obwohl er bereits in der Vergangenheit von diesem abweichende Positionen vertrat. Forte leistete lange Zeit energischen Widerstand gegen die Entscheidung Benedikts, die eucharistischen Wandlungsworte „pro multis“ in der Volkssprache nicht mehr mit „für alle“, sondern treffender mit „für viele“ zu übersetzen. Erst spät begann er sich der päpstlichen Position anzunähern. Durch den Amtsverzicht Benedikts wurde dessen Reform der Liturgiereform in Italien bis heute nicht umgesetzt.
Forte, der „geborene Bergoglianer“
Erzbischof Bruno Forte bewegte sich bald nach dem Konklave im Umfeld des neuen Papstes. In Rom heißt es, der geschmeidige Forte sei ein „geborener Bergoglianer“. Franziskus ernannte ihn im Oktober 2013 zum Sondersekretär der von ihm einberufenen Doppel-Synode über die Familie. Zwischen dem „Bergoglianer“ Forte und dem Relator der Synode, Kardinal Peter Erdö, flogen schnell die Funken. In Rom war es für Forte ein Leichtes, den Erzbischof von Esztergom-Budapest an Medienpräsenz zu überrunden.
Papst Franziskus mit Erzbischof Bruno Forte (links)
Der redegewandte, italienische Theologe prägte maßgeblich das Bild der Synode gegenüber den Medien und tat dies ganz im Sinne von Kardinal Kaspers „neuer Barmherzigkeit“. Von Forte stammten auch die umstrittenen Passagen über die Homosexualität im Zwischenbericht der ersten Synode. In der Relatio post disceptationem vom 13. Oktober 2014 schrieb Forte wörtlich:
„Die Homosexuellen haben der christlichen Gemeinschaft Gaben und Qualitäten zu bieten.“
Der Zwischenbericht, den der Vatikan ursprünglich auf seiner Internetseite in fünf Sprachen veröffentlicht hatte, wurde inzwischen gelöscht und kann nicht mehr eingesehen werden. Die Medien titelten bereits: „Die Synode öffnet sich homosexuellen Paaren“ (Huffington Post).
Hinter den Synodentüren erhob sich hingegen ein Sturm der Empörung. Die Fassung im Schlußbericht der Forte-These wurde von den Synodalen abgelehnt. Das homophile Vorpreschen des ehrgeizigen Erzbischofs quittierten seine Mitbrüder in der Italienischen Bischofskonferenz, indem sie ihn im November 2014 nicht zu ihrem stellvertretenden Vorsitzenden wählten. Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz ist automatisch der Bischof von Rom, der einen Vertreter ernennt.
Seine Thesen zur Homosexualität fanden sich in den Synodendokumenten von 2015 nicht mehr. Die anderen Synodalen hatten sie ad acta gelegt.
Fortes Enthüllung
Bruno Forte in Vasto, als er eine Papst-Anweisung enthüllte
Am vergangenen 2. Mai lud Erzbischof Forte in das Stadttheater von Vasto, um seinem Bistum das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia zu erklären. Dabei machte er eine vielsagende Enthüllung. Papst Franziskus habe ihm während der Synode die Anweisung gegeben:
„Wenn wir ausdrücklich von Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene sprechen, wer weiß, was die uns dann für ein Casino [einen Wirbel] machen. Wir reden deshalb nicht direkt davon. Mach es so, daß die Prämissen gegeben sind, die Schlußfolgerungen ziehe dann ich.“
Das sei „typisch für einen Jesuiten“, wie Forte scherzhaft anmerkte und die „Weisheit“ des Papstes lobte, die es erlaubt habe, zu Amoris laetitia zu gelangen.
Kritiker sprechen hingegen von „einem Betrug“ (Secretum meum mihi), mit dem die Synode „manipuliert“ worden sei. Über die „Schlußfolgerungen“ von Papst Franziskus wird seit dem 8. April, dem Datum der Veröffentlichung von Amoris laetitia, in der Kirche heftigst gestritten.
Ein zunächst auf Youtube veröffentlichtes Video der Ausführungen Fortes im Teatro Rossetti von Vasto wurde nach wenigen Tagen gelöscht.
Neue Gerüchte von John allen und Italia Oggi
Laut Italia Oggi gebe es Stimmen, daß der „Ratzingerianer“ Müller bereits im Oktober abgelöst werden könnte. Gemeint ist damit der progressive, meist gut informierte US-Vatikanist John Allen, der Erzbischof Bruno Forte als „möglichen“ Müller-Nachfolger nannte. Allen ging sogar soweit, Forte als möglichen „Papabile“ zu bezeichnen. Beide Aufgaben scheinen zumindest zwei Schuhnummern zu groß gegriffen. Der Allen-Vorstoß bestätigt jedoch die Ablösegelüste progressiver Kreise, die zumindest in irgendeiner Form auch das Umfeld des Papstes erfaßt haben dürften.
Wie Kardinal Maradiaga hatte sich in der Vergangenheit auch Erzbischof Forte bereits selbst für verschiedene Positionen ins Gespräch gebracht, so zum Beispiel als Anwärter auf den Erzbischofsstuhl von Mailand oder jüngst als möglicher Kardinalvikar von Rom.
Italia Oggi erinnerte an das Franziskus-Interview, in dem er selbst sagte, „Konservative“ nicht besonders zu schätzen (siehe Spektatuläres Interview von Papst Franziskus: War Benedikt XVI. „das Problem“ der Kirche?).
Papst Franziskus und Kardinal Müller bilden eine asymmetrische Doppelspitze, die gegensätzlicher kaum sein könnte. Asymmetrisch, weil Kardinal Müller vom Papst jederzeit abgesetzt werden kann.
Ein Beispiel genügt: Während Papst Franziskus am kommenden 31. Oktober in das schwedische Lund reisen wird, um zusammen mit den Lutheranern 500 Jahre Reformation zu feiern, erklärte Kardinal Müller, daß die Reformation für Katholiken da „kein Grund zum Feiern“ sei.
Ob tatsächlich Papst Franziskus Absetzungspläne hegt, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. Der Papst läßt sich nicht gerne in die Karten schauen. Tatsache ist, daß progressive Kreise in diese Richtung drängen, und auch die entsprechenden Medienberichte bis zu einem gewissen Punkt als solche Versuche zu werten sind.
Tatsache ist aber auch, daß Kardinal Müller das Leben in Rom schwergemacht wird. Während die Gerüchteküche über seine mögliche Ablöse durch Kardinal Schönborn noch nicht verstummt ist, bekommt sie mit der Nennung von Erzbischof Forte bereits neue Nahrung.
http://www.katholisches.info/2016/09/14/bruno-forte-in-pole-position-fuer-mueller-nachfolge-als-glaubenspraefekt/
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Fides/Italia Oggi/The Remnant/Zona locale (Screenshots)
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14. September 2016
Asymmetrische Kirchenspitze: Papst Franziskus und Glaubenspräfekt Kardinal Müller
(Rom) Zwischen Papst Franziskus und dem von seinem Vorgänger geerbten Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, rumort es bekanntlich. Zwischen dem ehemaligen Regensburger Bischof aus dem rheinfränkischen Finthen bei Mainz und dem argentinischen Papst mit italienischen Wurzeln passen viele Blätter Papier, wie es in Rom heißt. Wurde vor einigen Wochen Wiens Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, als künftiger Glaubenspräfekt genannt, ist nun auch von Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto die Rede. Jenem Theologe, der auf der Bischofssynode 2014 mit homophilen Texten für Empörung sorgte und im vergangenen Mai eine Finesse von Papst Franziskus enthüllte, um die Synode in eine gewünschte Richtung zu lenken.
Erste Gerüchte
Mitte Juli wurden über den Umweg des geographisch fernen Herald, der Zeitung des Erzbistums Kuala Lumpur, erste Gerüchte über römische Personalrochaden gestreut, die dann begierig von offiziellen katholischen Medien in Europa aufgegriffen und weiterverbreitet wurden.
Diesen Gerüchten zufolge sei eine Ersetzung von Kardinal Müller an der Spitze der Glaubenskongregation und seine Ernennung zum Bischof seiner Heimatdiözese Mainz in Planung.
Im Monat zuvor hatte der Glaubenspräfekt den engsten Papst-Vertrauten, Msgr. Victor Manuel Fernandez aus Buenos Aires , als “häretisch“ bezeichnet. Ein schlimmerer Vorwurf kann einem kirchlichen Würdenträger kaum gemacht werden. Fernandez war von Kardinal Bergoglio gegen römische Widerstände zum Rektor der Katholischen Universität von Argentinien gemacht worden. Nach seiner Wahl zum Papst stattete ihn Franziskus mit der Würde eines Titularerzbischofs aus und machte ihn informell zu seinem Hauptberater. Kardinal Müller hatte Fernandez in einem Interview mit der Herder Korrespondenz nicht namentlich genannt. Aus dem Zusammenhang wurde jedoch klar, daß damit nur der Ghostwriter des Papstes gemeint sein konnte. Eine „Unfreundlichkeit“, die weder Fernandez noch dem Papst entgangen sein konnte.
Wie konkret die einige Woche später veröffentlichte Idee einer Entfernung Müllers aus der Römischen Kurie ist, ließ sich aufgrund der undurchsichtigen Quellenlage nicht sagen. Eine gleichzeitig verbreitete Personalie bewahrheitete sich jedenfalls nicht. Der Herald berichtete, daß der Papst-Vertraute und Koordinator des C9-Kardinalsrates, Oscar Rodriguez Kardinal Maradiaga, der Erzbischof von Tegucigalpa, mit 1. September erster Präfekt des neuerrichteten Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben werden könnte.
Papst Franziskus ernannte am 17. August jedoch den aus Irland stammenden, bisherigen Bischof von Dallas (Texas), Msgr. Kevin Farrell, für dieses Amt. Farrell ist ein Legionär Christi. Seine Ernennung stellt für den vor einigen Jahren schwer gebeutelten Orden einen weiteren Schritt zu Anerkennung und Normalisierung dar.
Die Ernennung Farrells verstärkte Spekulationen, daß der Herald Quellen abgeschöpft haben könnte, die Kardinal Maradiaga nahestehen, der sich bereits in der Vergangenheit selbst für Ämter an der Römischen Kurie empfohlen hatte.
Kardinal Müllers undankbare Rolle als Memento-mori-Rufer
Franziskus hatte 2014 zwei von Papst Benedikt XVI. übernommene Dikasterienleiter aus der Kurie entfernt. Kardinal Antonio Cañizares Llovera, der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakamentenordnung, wurde als Erzbischof nach Valencia versetzt; Kardinal Raymond Burke, der Präfekt der Apostolischen Signatur wurde auf einen Ehrenposten abgeschoben. Eine Versetzung Müllers als Bischof nach Mainz würde daher nicht aus dem Rahmen fallen.
Tatsache ist , daß von Glaubenspräfekt Müller wider Willen die Rolle übernommen wurde, im Rücken von Papst Franziskus als mahnender Memento-mori-Rufers antiker römischer Triumphzüge aufzutreten. Das besorgt einige Bischöfe, die sich durch betonte Nähe zum Papst dankbar erweisen wollen, wie der 2014 von Franziskus ernannte neue Erzbischof von Madrid, Msgr. Carlos Osoro Sierra.
Erzbischof Osoro, ein Anwärter auf die Kardinalswürde, war auf solche Distanz zum Präfekten der Glaubenskongregation bedacht, daß er diesem im vergangenen Mai die Nutzung der katholischen Universität von Madrid verweigerte, wo Kardinal Müller sein jüngstes, in spanischer Sprache erschienenes Buch „Zur Lage der Hoffnung“ vorstellen wollte. Ebenso hatte der Erzbischof seine Anwesenheit bei der Präsentation, normalerweise eine selbstverständliche Höflichkeitsgeste, abgesagt. Der Grund: Weil das Buch „gegen den Papst“ sei. Erst nachdem die Sache öffentlich bekannt wurde, und Kardinal Müller ein Ausweichquartier gefunden hatte, sagte Osoro seine Anwesenheit doch noch zu.
Seit Kardinal Müller sich bei der Bischofssynode über die Familie im Jahr 2014 gegen die Kasper-These stellte, und damit auf die Seite der Verteidiger des Ehesakraments und der katholischen Morallehre, setzte seine Marginalisierung ein. Papst Franziskus legte bisher nicht Hand an sein Amt, überging den Glaubenspräfekten aber zusehends. Der Glaubenskongregation werden weiterhin päpstliche Dokumente vor deren Veröffentlichung vorgelegt, und Kardinal Müller liefert dem Papst pflichtschuldig Korrekturvorschläge und lehrmäßige Empfehlungen, die dieser jedoch prompt ignoriert.
Kardinal Schönborn und Erzbischof Bruno Forte als Nachfolger?
Der malaiische Herald nannte im Juli den Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, als möglichen Nachfolger Müllers als Glaubenspräfekt. Kardinal Schönborn erlebte im Zusammenhang mit der Bischofssynode und der Vorstellung des Apostolischen Schreibens Amoris laetitia eine beachtenswerte Aufwertung in der päpstlichen Gunst. Franziskus benannte ihn im April als „authentischen Interpreten“ des umstrittenen nachsynodalen Dokuments. Zuvor hatte Kardinal Müller in Spanien mit einer Lectio magistralis erklärt, daß Amoris laetitia nur im Licht der Tradition interpretiert werden könne. „Zu spät“, wie damals er Vatikanist Sandro Magister kommentierte.
Papst Franziskus gab auf dem Rückflug aus Armenien zu verstehen, was er von Müllers Versuchen hält, den päpstlichen Willen der kirchlichen Tradition unterzuordnen: Er lobte Kardinal Schönborn – nicht Müller - als „großen Theologen“.
Da der durchschlagende Erfolg der Schönborn-Interpretation ausblieb, und die kircheninterne Kritik nicht verstummte, scheint derzeit über Buenos Aires, der Heimatdiözese des Papstes, ein neuer Anlauf im Gange, eine „authentische Interpretation“ durchzusetzen, mit der Kardinal Walter Kasper zufrieden sein dürfte.
Bruno Forte als neuer Glaubenspräfekt?
Die italienische Tageszeitung Italia Oggi nannte in ihrer gestrigen Ausgabe einen weiteren Kandidaten für die Müller-Nachfolge. „Die Stimmen einer unmittelbar bevorstehenden Ablöse von Kardinal Gerhard Müller werden immer insistenter“, schrieb die Mailänder Zeitung unter dem Titel: „Dikasterium der katholischen Orthodoxie. Neuer Leiter“.
In der „Pole Position“ für das Amt des Glaubenspräfekten befände sich der Erzbischof von Chieti-Vasto, Msgr. Bruno Forte. Forte werde „vom Papst sehr geschätzt“. Papst Franziskus habe einige Stellungnahmen von Kardinal Müller, besonders rund um die Bischofssynoden, hingegen „nicht geschätzt“. Müllers Positionen, so Italia Oggi, „können nicht gerade als progressistisch bezeichnet werden“.
Vor allem Müllers Beharren auf der vollständigen Nummer 84 des nachsynodalen Schreiben Familiaris Consortio von Johannes Paul II. sei Papst Franziskus aufgestoßen. Darin heißt es, daß wiederverheiratete Geschiedene, wenn sie sich nicht – wie geboten – trennen können, weil beispielsweise aus der Verbindung Kinder geboren wurden, in völliger Enthaltsamkeit wie Bruder und Schwester zusammenleben sollten. Im Apostolischen Schrieben Amoris laetitia zitiert Papst Franziskus zwar diesen Paragraphen, doch verkürzt.
Auch Fortes Aufstieg in er päpstlichen Gunst steht wie jener Schönborns in Zusammenhang mit der Doppel-Synode über die Familie, setzte aber bereits früher ein. Forte machte sich als Theologe einen Namen und wurde als solcher von Papst Benedikt XVI. geschätzt, obwohl er bereits in der Vergangenheit von diesem abweichende Positionen vertrat. Forte leistete lange Zeit energischen Widerstand gegen die Entscheidung Benedikts, die eucharistischen Wandlungsworte „pro multis“ in der Volkssprache nicht mehr mit „für alle“, sondern treffender mit „für viele“ zu übersetzen. Erst spät begann er sich der päpstlichen Position anzunähern. Durch den Amtsverzicht Benedikts wurde dessen Reform der Liturgiereform in Italien bis heute nicht umgesetzt.
Forte, der „geborene Bergoglianer“
Erzbischof Bruno Forte bewegte sich bald nach dem Konklave im Umfeld des neuen Papstes. In Rom heißt es, der geschmeidige Forte sei ein „geborener Bergoglianer“. Franziskus ernannte ihn im Oktober 2013 zum Sondersekretär der von ihm einberufenen Doppel-Synode über die Familie. Zwischen dem „Bergoglianer“ Forte und dem Relator der Synode, Kardinal Peter Erdö, flogen schnell die Funken. In Rom war es für Forte ein Leichtes, den Erzbischof von Esztergom-Budapest an Medienpräsenz zu überrunden.
Papst Franziskus mit Erzbischof Bruno Forte (links)
Der redegewandte, italienische Theologe prägte maßgeblich das Bild der Synode gegenüber den Medien und tat dies ganz im Sinne von Kardinal Kaspers „neuer Barmherzigkeit“. Von Forte stammten auch die umstrittenen Passagen über die Homosexualität im Zwischenbericht der ersten Synode. In der Relatio post disceptationem vom 13. Oktober 2014 schrieb Forte wörtlich:
„Die Homosexuellen haben der christlichen Gemeinschaft Gaben und Qualitäten zu bieten.“
Der Zwischenbericht, den der Vatikan ursprünglich auf seiner Internetseite in fünf Sprachen veröffentlicht hatte, wurde inzwischen gelöscht und kann nicht mehr eingesehen werden. Die Medien titelten bereits: „Die Synode öffnet sich homosexuellen Paaren“ (Huffington Post).
Hinter den Synodentüren erhob sich hingegen ein Sturm der Empörung. Die Fassung im Schlußbericht der Forte-These wurde von den Synodalen abgelehnt. Das homophile Vorpreschen des ehrgeizigen Erzbischofs quittierten seine Mitbrüder in der Italienischen Bischofskonferenz, indem sie ihn im November 2014 nicht zu ihrem stellvertretenden Vorsitzenden wählten. Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz ist automatisch der Bischof von Rom, der einen Vertreter ernennt.
Seine Thesen zur Homosexualität fanden sich in den Synodendokumenten von 2015 nicht mehr. Die anderen Synodalen hatten sie ad acta gelegt.
Fortes Enthüllung
Bruno Forte in Vasto, als er eine Papst-Anweisung enthüllte
Am vergangenen 2. Mai lud Erzbischof Forte in das Stadttheater von Vasto, um seinem Bistum das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia zu erklären. Dabei machte er eine vielsagende Enthüllung. Papst Franziskus habe ihm während der Synode die Anweisung gegeben:
„Wenn wir ausdrücklich von Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene sprechen, wer weiß, was die uns dann für ein Casino [einen Wirbel] machen. Wir reden deshalb nicht direkt davon. Mach es so, daß die Prämissen gegeben sind, die Schlußfolgerungen ziehe dann ich.“
Das sei „typisch für einen Jesuiten“, wie Forte scherzhaft anmerkte und die „Weisheit“ des Papstes lobte, die es erlaubt habe, zu Amoris laetitia zu gelangen.
Kritiker sprechen hingegen von „einem Betrug“ (Secretum meum mihi), mit dem die Synode „manipuliert“ worden sei. Über die „Schlußfolgerungen“ von Papst Franziskus wird seit dem 8. April, dem Datum der Veröffentlichung von Amoris laetitia, in der Kirche heftigst gestritten.
Ein zunächst auf Youtube veröffentlichtes Video der Ausführungen Fortes im Teatro Rossetti von Vasto wurde nach wenigen Tagen gelöscht.
Neue Gerüchte von John allen und Italia Oggi
Laut Italia Oggi gebe es Stimmen, daß der „Ratzingerianer“ Müller bereits im Oktober abgelöst werden könnte. Gemeint ist damit der progressive, meist gut informierte US-Vatikanist John Allen, der Erzbischof Bruno Forte als „möglichen“ Müller-Nachfolger nannte. Allen ging sogar soweit, Forte als möglichen „Papabile“ zu bezeichnen. Beide Aufgaben scheinen zumindest zwei Schuhnummern zu groß gegriffen. Der Allen-Vorstoß bestätigt jedoch die Ablösegelüste progressiver Kreise, die zumindest in irgendeiner Form auch das Umfeld des Papstes erfaßt haben dürften.
Wie Kardinal Maradiaga hatte sich in der Vergangenheit auch Erzbischof Forte bereits selbst für verschiedene Positionen ins Gespräch gebracht, so zum Beispiel als Anwärter auf den Erzbischofsstuhl von Mailand oder jüngst als möglicher Kardinalvikar von Rom.
Italia Oggi erinnerte an das Franziskus-Interview, in dem er selbst sagte, „Konservative“ nicht besonders zu schätzen (siehe Spektatuläres Interview von Papst Franziskus: War Benedikt XVI. „das Problem“ der Kirche?).
Papst Franziskus und Kardinal Müller bilden eine asymmetrische Doppelspitze, die gegensätzlicher kaum sein könnte. Asymmetrisch, weil Kardinal Müller vom Papst jederzeit abgesetzt werden kann.
Ein Beispiel genügt: Während Papst Franziskus am kommenden 31. Oktober in das schwedische Lund reisen wird, um zusammen mit den Lutheranern 500 Jahre Reformation zu feiern, erklärte Kardinal Müller, daß die Reformation für Katholiken da „kein Grund zum Feiern“ sei.
Ob tatsächlich Papst Franziskus Absetzungspläne hegt, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. Der Papst läßt sich nicht gerne in die Karten schauen. Tatsache ist, daß progressive Kreise in diese Richtung drängen, und auch die entsprechenden Medienberichte bis zu einem gewissen Punkt als solche Versuche zu werten sind.
Tatsache ist aber auch, daß Kardinal Müller das Leben in Rom schwergemacht wird. Während die Gerüchteküche über seine mögliche Ablöse durch Kardinal Schönborn noch nicht verstummt ist, bekommt sie mit der Nennung von Erzbischof Forte bereits neue Nahrung.
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