KLARTEXT: Der www.kath.net-Wochenkommentar von Bischof Andreas Laun über die Salzburger Pastoraltagung und "Lebenswirklichkeiten" contra Lehramt und die groteske Form der Verwirrung eines Referenten
http://www.kath.net Auf der Österreichischen Pastoraltagung 2010 sagte ein Referent unter anderem: "Kirchliche Vorstellungen von Ehe und Familie werden der heutigen Lebensrealität vieler Menschen in manchen Bereichen nicht gerecht“, und dabei gemeint war vor allem der Bereich Ehe und Sexualität. „Lebenswirklichkeit“ gegen und über „kirchlichen Vorstellungen“? Ähnlich abschätzig sprach eine andere Referentin von „kirchlichen Verlautbarungen“ und „Gesetzen der Kirche“ und stellte ihnen die biblische Lehre entgegen, so wie sie sie zu verstehen meinte.
Beiden gemeinsam: Auf der einen Seite die Kirche, auf der anderen Vernunft und Erfahrung oder auch die Bibel! Beiden gemeinsam ist auch: Die „kirchlichen Vorstellungen“, „Verlautbarungen, Gesetze, Verordnungen“ und ebenso ihr Verständnis der Bibel sind allesamt Menschenwerk, vielleicht nicht immer, aber doch oft und gerade in wichtigen Fragen allzu menschlich, nämlich irrig!
Nur eine menschliche Autorität, der zu widersprechen jeder Mensch befugt und manchmal sogar verpflichtet ist – im Namen der „Lebenswirklichkeit“ oder der je eigenen Bibelauslegung! Was aber ist die vielfach beschworene „Lebensrealität“, der man so hohe Autorität zuerkennt? Ist einfach das gemeint, „was Menschen eben tun“ und, wenn das nicht gemeint sein sollte, was ist gemeint? Wäre es ungerecht, sich diesen Begriff zu veranschaulichen an Hand von Heinrich VIII. oder Herodes?
Deren „Lebensrealität’ war zuerst die Unzufriedenheit mit ihrer Ehefrau, dann war es die Begegnung mit einer anderen Frau und schließlich die Verstoßung ihrer ersten Frau. Beiden stand ein prophetischer Kritiker gegenüber, dem englischen König Thomas Morus, dem römischen Vasallen Johannes dem Täufer, beide stützten ihre Kritik auf Gottes Autorität: „Es ist dir nicht erlaubt…!“ Und beide verloren am Ende buchstäblich ihren Kopf, wenn auch, wie Th. Morus hintergründig spottete, „ohne dabei Schaden zu nehmen“!
Nochmals gefragt: War das Ehedrama, der beiden Machthaber ihre „Lebensrealität“? Und die Kritik der beiden Märtyrer beruhte auf„religiösen Vorstellungen“, die der „Lebenswirklichkeit“ der beiden Könige eben nicht mehr entsprachen? Waren sie nur Opfer ihres Eigensinns? Ist dieses Beispiel falsch gewählt, wenn ja, bitte warum? Wäre es nicht wichtig, die Begriffe genau zu klären: Was soll eine autoritative „Lebenswirklichkeit“ sein, die sogar das Gebot Gottes außer Kraft setzt? Ist das für einen Christen auch nur eine Sekunde lang denkbar oder nicht doch Blasphemie? Und warum bei all diesen Fragen kein Rückgriff auf „Familiaris consortio“, wo Papst Johannes Paul II. die „kirchlichen Vorstellungen“ dargelegt hat, verstanden als Auslegung des Gebotes Gottes?
Wichtig wäre auch sich klar zu machen: Die Kirche wäre größenwahnsinnig, wollte sie versuchen, moralische Gebote kraft eigener Machtfülle „aufzustellen“ oder ihre eigenen, menschlichen Gesetze mit Gottes Gebot auf eine Ebene zu setzen! Ihr Auftrag ist einzig und allein, das Wort und das Gebot Gottes, ohne Zutaten und ohne Abstriche, gelegen oder ungelegen zu verkünden! Alles andere hieße, den Menschen „Lasten aufzulegen“, die nicht gottgewollt sind (vgl. Mt. 23,4)! Und die abzuschütteln natürlich zu empfehlen wäre!
Das Maß der Verwirrung nimmt groteske Formen an, wenn der Referent eine „hilfreiche Sexualmoral für intime Beziehungen außerhalb der Ehe“ fordert! Welche „Moral“ soll das sein, wie könnte sie „hilfreich“ sein und warum sollte sich jemand „pastorale Beratung zur Sünde“ holen und von wem? Offenbar ist eines der großen Defizite in der Kirche heute: Viele katholisch getauften Christen haben keine Vorstellung von dem, was das Lehramt ist. Es ist nämlich, sagt der Katechismus (KKK 889), eine Art „Teilhabe an der Unfehlbarkeit Christi selbst“. Darüber müsste man endlich wieder sprechen, Sinn und „Nicht-Sinn“ dieser Formulierung benennen! Christus ist „das Licht“, das durch das Lehramt der Kirche es die „Lebenswirklichkeiten“ der Menschen ausleuchtet.
Eine zeitlose Gefahr der Menschen beschreibt Jesaja (5, 20-21) so: Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere süß und das Süße bitter machen. Weh denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für klug halten.“
Wer hingegen auf die Kirche schaut, für den gilt das andere Jesajawort (9,1): „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“!
KLARTEXT von Bischof Andreas Laun erscheint jede Woche exklusiv auf kath.net und kathtube.com
Hinweis: Mit Weihbischof Andreas Laun und kath.net zum Papstbesuch nach Fatima - Flugreise ab München/Frankfurt von 10. bis 14. Mai - Detailprogramm auf Kath.Net - Anmeldung bis 28. Januar!
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